Kultur für ALLE e.V. und der Stadtschreiber von Bergen
Kultur ist alles, was der Mensch gestaltend schafft – so definiert sich der Begriff im Online-Lexikon Wikipedia. Natürlich ist die Literatur seit Jahrtausenden eine der wichtigsten Ausdrucksformen menschlichen Schaffens.
Was liegt in Frankfurt am Main näher, als sich mit dem Stadtschreiberpreis von Bergen zusammenzutun, einem der wichtigsten Literaturpreise unseres Landes.
Die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim war begeistert, und erste Gespräche mit SchriftstellerInnen haben uns ebenfalls bestätigt. So werden wir nun Werke der PreisträgerInnen des Stadtschreiberpreises auf unserer Internetseite veröffentlichen. Man kann sie am Computer lesen, ausdrucken, herunterladen und gerne weitergeben. Das alles kostet natürlich nichts.
Wir werden alle bisherigen und zukünftigen StadtschreiberInnen bitten, uns ein Gedicht, einen Essay, einen Roman, auch einen Aphorismus aus ihrem Werk zu „schenken”, und an dieser Stelle veröffentlichen.
Der Stadtschreiberpreis
Der Stadtschreiberpreis des ehemals selbstständigen Städtchens Bergen-Enkheim, seit 1977 nach Frankfurt eingemeindet, wurde 1974 ins Leben gerufen und war der erste im deutschsprachigen Raum. Die Idee zum Stadtschreiberpreis hatte der Schriftsteller Franz Joseph Schneider. Die Bedeutung des Preises resultiert aus der Auswahl der Autoren und ihrer herausragenden Bedeutung für die deutschsprachige Literatur. Mit der Annahme des symbolischen Amtes sind keinerlei Verpflichtungen verbunden. Dies hat wesentlich zum Gelingen des Preises beigetragen. Er beinhaltet die Überlassung des Häuschens „An der Oberpforte 4“ für ein Jahr und ein Preisgeld von derzeit 20.000 Euro.
„Literatur als Volksfest“, die alljährliche Amtseinführung mit literarischen und politischen Reden u. a. von Max Frisch, Walter Jens, Alfred Grosser, Adolf Muschg und Michel Krüger, ist der Höhepunkt zum Auftakt des „Berger Marktes“. Am Freitag vor dem ersten Dienstag im September strömen jedes Jahr 1.500 Zuhörer ins Festzelt.Franz Joseph Schneider und seine Frau Annemarie sind beide verstorben, daher haben wir den Sohn des Begründers des Stadtschreiberpreises gebeten, uns einige Worte für unser neues Projekt mit auf den Weg zu geben. Matthias Schneider lebt als Werbefachmann in Frankfurt am Main und Obbornhofen:
„Das hat kein Blödmann eingefädelt“, hätte mein Vater gesagt …
„Geldmangel kommt auf uns zu“, dieses Lied hat Franz Josef Schneider des Öfteren in absteigender Intonation angestimmt – es war sozusagen die Familienhymne in schwierigen Zeiten, die mit Ironie bewältigt wurden.
„Das hat kein Blödmann eingefädelt“, hätte mein Vater gesagt, wenn er die – sich auf dem Weg zu einer Institution befindliche – Initiative „Kultur für ALLE“ gekannt hätte. Denn nicht nur mit Beharrlichkeit, sondern auch mit List und Hinterlist müssen oft Ideen durchgesetzt werden, die einen ausgeprägten Sozialcharakter haben. Die Hinterlist ist dabei unabdingbar, wenn es gilt, Geld- und andere Geber zu erschließen, die auch aus anderen Motiven mitwirken. Und das sind oft nicht die Schlechtesten unter den Besten. Sie haben nämlich verstanden, dass „Kultur für ALLE“ die Stadt nicht nur menschlicher macht, sondern auch in einem ihrer wichtigsten Standortvorteile stärkt: Weltoffene Bürger in allen sozialen Schichten, die an allen öffentlichen Orten und Institutionen – von der Trinkhalle bis zur Alten Oper – anzutreffen sind.
Matthias Schneider, Frankfurt am Main im März 2009
Franz Joseph Schneider – Begründer des Stadtschreiberpreises
Franz Joseph Schneider (geboren am 03. März 1912 in Aschaffenburg; gestorben am 13. März 1984 in Frankfurt am Main) war deutscher Journalist, Werbefachmann, Mitglied der Gruppe 47 und Begründer des Stadtschreiberpreises.
Schneider war engagiert, die Literatur in Deutschland nach 1945 zu fördern.
Durch seine Verbindungen zur US-amerikanischen Werbeindustrie stiftete er den Preis der „Gruppe 47“.
In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts rief er den Literaturpreis des Stadtschreibers von Bergen ins Leben.
Schneider schrieb Kurzgeschichten nach amerikanischem Vorbild. Schneider erzählt, den Anfängen und Vorstellungen der frühen „Gruppe 47“ entsprechend, konventionell realistisch. Ohne sprachlichen Schmuck oder uneindeutige Analogien ist die Erzählhaltung und gibt klare und unprätentiöse Einblicke in den oft entmutigenden Alltag der Überlebenden.
Die Familie von Franz Joseph Schneider schenkt unseren Lesern die Kurzgeschichte „Die Ziege hat ein weißes Fell“.
Erfahren Sie hier mehr über Franz Joseph Schneider.
Die Ziege hat ein weißes Fell
Es war so etwa um Mitternacht herum, und Stocker war, vom Hunger und der Kälte ermüdet, auf seiner Bank im Bremserhäuschen gerade etwas eingeschlafen, als sich in der Tiefe des Tunnels, das unter den zerstörten Geleisen hindurch hinüber zu den Trümmern des Bahnhofsgebäudes führte, eine Unruhe erhob. Wie immer, wenn irgendwas los war, was auch nur auf das Herannahen eines Zuges schließen ließ, überfiel eine fieberhafte Aufregung die Hunderte von Menschen, die, auf ihrem Gepäck sitzend oder auf ihren Decken und Mänteln am Boden liegend, im Tunnel, auf den Bahnsteigen oder sonst wo auf dem Bahnhof die Nacht verbrachten. Die Unruhe kam aus dem warmen, überfüllten Tunnel und breitete sich im Nu über den ganzen Bahnhof aus. Man hörte die Stimmen der Frauen, die nach ihren Kindern riefen, und da und dort flammten die Feuerzeuge der Männer auf, die sich noch rasch etwas zum Rauchen anzünden wollten.
Auch Stocker war plötzlich sehr wach. Er richtete sich auf und tastete in der Dunkelheit nach seinem Bündel. Es war noch da. Auch der Mann mit der Ziege war noch da; er saß hinter Stocker auf der Bank und starrte, den Körper eng an die Bretterwand des innen geheizten Waggons gepresst, auf die jenseitige Tür. Die Ziege saß unter der Bank und schlief nicht. Sie hatte ihren Kopf auf Stockers Bündel gelegt, und als Stocker danach griff, berührte er ihr kauendes feuchtwarmes Maul.
Friedrich Christian Delius – Stadtschreiber von Bergen 2008/2009
Friedrich Christian Delius, geboren im Februar 1943 in Rom, aufgewachsen in Wehrda, Kreis Hünfeld und Korbach in Hessen, studierte in Berlin, war 1970 bis 1978 Lektor für Literatur in den Verlagen Klaus Wagenbach und Rotbuch.
Prozesse, welche die Siemens AG und Helmut Horten gegen ihn anstrengten, hat er erfolgreich überstanden. Seit 1978 ist er freier Schriftsteller.
Lebte in Nijmegen/Holland, Bielefeld und Berlin, seit 2001 auch in Rom. Übersetzt wurden seine Bücher in siebzehn Sprachen. Er ist Mitglied der Freien Akademie Hamburg, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Akademie der Künste Berlin.
Friedrich Christian Delius (FCD) ist Stadtschreiber von Bergen Enkheim 2008/2009.
Er hat unseren Lesern das Gedicht „Ein Bankier auf der Flucht“ geschenkt.
Erfahren Sie hier mehr über Friedrich Christian Delius.
Ein Bankier auf der Flucht
Ganz sicher, er war es. Vor kurzem noch im Fernsehen,
jetzt sehn wir ihn im Schwarzwald zu Fuß
und abgehetzt, Dreck an den Schuhn, sehn ihn allein
mit einem Koffer, Richtung Süden, kein Gespenst.
Schweiz oder Liechtenstein? Warum hat er nicht
wenigstens seinen Chauffeur bei sich und
den Mercedes? Warum nimmt er nicht die Bahn? Warum
vertraut er sich nicht einem ortskundigen Landwirt an?
Warum dieser ängstliche Blick, diese Hast?
Ein Wanderer würde anders laufen und ohne
diesen Koffer. Wer vor seiner Frau oder Geliebten
abhaut, haut nicht über Feldwege ab.
Warum schlägt er den Mantelkragen hoch?
Erschrickt der vor uns? Seit wann gehören
Bankiers zu den Angsthasen? Kommen jetzt noch mehr
flüchtende Bankchefs hier vorbei und stören
Spaziergänger auf? Schreiben wir das Jahr 74 oder
1929 oder 1986, oder was ist hier eigentlich los?
Friedrich Christian Delius (1974)
(Rotbuch in Sabine Groenewold Verlage 1975)
Wir bedanken uns bei der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim, Joachim Netz, Adrienne und Matthias Schneider, FC Delius und Rotbuch Verlag.
Gerhard Köpf – Stadtschreiber von Bergen 1986/1987
Gerhard Köpf ist der Sohn eines Landbriefträgers. Er machte sein Abitur am Gymnasium in Füssen und studierte ab 1968 Germanistik und andere Fächer an der Universität München. 1974 promovierte er dort zum Doktor der Philosophie. Nach Lehraufträgen an verschiedenen Orten erhielt er 1984 die Berufung zum Professor für Gegenwartsliteratur und angewandte Literaturwissenschaft an der Universität-Gesamthochschule Duisburg, wo er, neben Gastprofessuren vor allem im Auftrag des Goethe-Instituts im Ausland, bis 2003 tätig war. Seit 2000 verstärkte Hinwendung zur Medizin, u.a. Gastprofessor an der Psychiatrischen Klinik der LMU München (Prof. Dr. H.-J. Möller) und externer Dozent am Lehrstuhl für Psychiatrie der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar (Prof. Dr. Förstl), mit Schwerpunkt auf Psychopathologie in Sprache und Literatur. Köpf lebt in München.
Der Autor Gerhard Köpf wurde bekannt durch eine Reihe von Romanen, die in der imaginären Allgäuer Stadt Thulsern spielen. Daneben verfasst Köpf Hörspiele und feuilletonistische Beiträge für Zeitungen, Zeitschriften sowie für medizinische Fachorgane (Nervenheilkunde, Neurotransmitter). Sein literarisches Werk ist in acht Sprachen übersetzt.
Gerhard Köpf schenkt uns die unveröffentlichte Kurzgeschichte “Die Geschichte von den Zikaden”
Erfahren Sie hier mehr über Gerhard Köpf.
Die Geschichte von den Zikaden
In einem Feuilleton über die französische Stadt Nizza beschreibt Joseph Roth Mitte der Zwanziger Jahre einmal Sommergäste, „denen der Arzt den Winter verbietet und denen die Brieftasche den ewigen Sommer erlaubt.“ Genau dies traf auch auf die Damen Vogelsang zu, die zu den treuesten Patientinnen meines Onkels, des Thulserner Landarztes zählten. Sie besuchten seine Sprechstunde wegen jeder noch so kleinen Kleinigkeit, mein Onkel sagte dazu „wegen jedem Hundsscheiß“, und dieses kuriose Trio in einer Schilderung des Blauen Landes, aus dem ich komme, zu übergehen, wäre ein schlimmes Versäumnis, denn die Damen Vogelsang zählten zweifellos zu den unvergesslichen Kuriositäten dieses Landstriches, wobei sie zugleich als Sommerfrischlerinnen einer bestimmten Epoche des Fremdenverkehrs kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ihren charakteristischen Stempel aufdrückten.
Nicolas Born – Stadtschreiber von Bergen 1978/1979
Nicolas Born wuchs am Niederrhein nahe Emmerich und in Essen auf, wo er zunächst eine Lehre als Chemigraf machte. Nach ersten Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften wurde er mit Unterstützung Ernst Meisters 1964/1965 ins Literarische Colloquium geladen, wo er unter anderem am Gemeinschaftsroman Das Gästehaus mitschrieb und für Zeitungen Literatur rezensierte. Im sogenannten Lehrgang Prosaschreiben von Walter Höllerer und Hans Werner Richter wollten sich junge, bisher unbekannte Autoren wie etwa Hans Christoph Buch, Hermann Peter Piwitt und Peter Bichsel vor allem von der chiffrierten, metaphernreichen Sprache der 50er Jahre abwenden.
Born veröffentlichte 1965 mit Der Zweite Tag seinen ersten Roman bei Kiepenheuer & Witsch. 1967 erschien der erste Gedichtband Marktlage. Er nahm am International Writing Program (IWP) der University of Iowa teil und kehrte nach dem Erscheinen seines zweiten Gedichtbandes Wo mir der Kopf steht mit neuen Einflüssen der Pop- und Beatlyrik aus Amerika zurück. 1972 erschien bei Rowohlt sein bekanntester Gedichtband Das Auge des Entdeckers, in dem er dem „Wahnsystem Realität“ utopische Glücksmomente gegenüberstellt.
Nach seinem Rückzug in das niedersächsische Wendland, wo er sich gegen ein geplantes atomares Endlager und eine Wiederaufarbeitungsanlage engagierte, schrieb Born den Roman Die erdabgewandte Seite der Geschichte, der von der Kritik weitgehend als „Ereignis“ begrüßt wurde. Borns bekanntester Roman Die Fälschung, der kurz vor seinem Tod 1979 erschien, wurde 1981 von Volker Schlöndorff verfilmt.
Zum Gedächtnis an Nicolas Born wurden zwei Nicolas Born-Preise gestiftet. Sein Grab befindet sich in Damnatz (Landkreis Lüchow-Dannenberg). Sein Grab ziert ein Grabstein des Bildhauers Klaus Müller-Klug. In Dannenberg (Elbe) befindet sich die Nicolas-Born-Schule (Haupt- und Realschule) und die Nicolas-Born-Bibliothek.
Erfahren Sie hier mehr über Nicolas Born.
Zuhausegedicht 2
Wir werden wieder vor die Tür gehen
wenn Ruhe eingetreten ist und alle Zeitungen
verbrannt sind, ich meine wir wissen nichts
mehr von anderen Intelligenzen
Dies ist einer
der wenigen Augenblicke
in unserem Leben
je seltener wir zuhause sind
um so ähnlicher werden wir uns alle
Halt!
Dies muß von einem Gedanken
zusammengehalten werden
aber das klingt wieder nicht gut
wir haben alle den gleichen Hunger auf was
wir haben alle den gleichen Durst auf was
und da fällt mir ein daß ich mich
schon rasiert habe
Aber doch!
Haben wir nicht vor ein paar Wochen aufgehört
uns an Büffets zu bedrängen?
Es war schwierig
Sind wir nicht täglich langsamer geworden?
Haben wir nicht geschworen so alt wie möglich zu werden?
Haben wir nicht endlich aufgehört jedes Wort
dreimal umzudrehen bevor wir es ausgeben?
Unser Mißtrauen schwindet
das heißt es wird wieder gefährlicher
diese weiche Luft in schlechten Zeiten
die Eiskalten schmelzen
© Wallstein Verlag, Göttingen
Ludwig Fels – Stadtschreiber von Bergen 1985/1986
Ludwig Fels, der aus einer kleinbürgerlichen Familie stammt und ohne Vater aufwuchs, begann nach dem Besuch der Volksschule eine Malerlehre, die er jedoch vorzeitig abbrach. Ab 1964 war er in verschiedenen Hilfs- und Gelegenheitsjobs tätig, u. a. als Arbeiter in einer Brauerei, Maschinist sowie Stanzer. 1970 zog er nach Nürnberg, wo er als Packer in einer Halbleiterfabrik arbeitete. Er war kurzzeitig Mitglied im „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“. Seit 1973 ist Fels freier Schriftsteller, und seit 1981 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Im Jahr 1983 verlegte er seinen Wohnsitz nach Wien. Neben erzählenden Werken hat er auch Theaterstücke und Hörspiele verfasst.
Ludwig Fels ist „Arbeiterschriftsteller“, ohne dass er sich einer bestimmten ideologischen Richtung zurechnen ließe. Seine aggressive, sprachgewaltige Prosa und Lyrik ist vielmehr bestimmt durch Wut und Zorn über Unterdrückung in jeglicher Form sowie Strukturen der Unterdrückung bestimmter Schichten der Gesellschaft.
Ludwig Fels hat für unsere Anthologie die Geschichte “Kraut und Rüben für die Elenden” geschrieben.
Erfahren Sie hier mehr über Ludwig Fels.
Kraut und Rüben für die Elenden
Ich bin ja so arm, ich hab zuviel Geld
wenn das Leben nicht aufhört, gehört mir die Welt.
Kein Wunder, ich bin Schriftsteller, ach, welch armseliges Wort. (Ich
schweige eisern nach jedem Satz, schwiege auch für Geld und Gold.)
Ich bin so arm, daß ich Gedichte schreibe, ein hoffnungsloser Fall.
Die Armutsgrenze verläuft rings um meinen Kopf. (Das Finanzamt baut mir
chinesische Mauern aus Steuerbescheiden und Mahnungen.)
Meine Seele denkt schwarzweiß.
Ich bekomme 400,- Euro Rente. (Hallo, im Monat!) Viehisch wenig, würde
ich sagen. Nur das Schreiben eines Gedichts bringt noch weniger Geld.
Ich muß meine Villen und Apartments verkaufen, um einigermaßen
menschenwürdig leben zu können.
Früher schrieb ich ab und zu einen Roman, um noch ärmer zu werden.
Am liebsten schrieb ich über arme Leute, reiche Leute kaufen solche Bücher
nicht.
Ich bin ja so arm.
…
© Ludwig Fels 2011
Peter Kurzeck – Stadtschreiber von Bergen 2000/2001
Peter Kurzecks Familie wurde 1946 aus der Tschechoslowakei vertrieben. Er zog mit seiner Mutter und Schwester nach Staufenberg bei Gießen, wo er seine Jugend verbrachte. Nachdem er sich ab 1971 an wechselnden Orten aufgehalten hatte, wohnt er seit 1977 abwechselnd in Frankfurt am Main und im südfranzösischen Uzès.
Peter Kurzeck ist der Verfasser stark autobiografisch geprägter Romane und Erzählungen, in denen das Leben in der hessischen Provinz und in Frankfurt am Main sowie die bundesrepublikanische Gesellschaft detailliert in einer sehr eigenwilligen Sprache geschildert werden, ohne dabei auf eine Handlung im eigentlichen Sinn fixiert zu sein. Im Zentrum seiner schriftstellerischen Ambition steht ohne Zweifel die Erinnerungs-Arbeit bzw. das Konservieren der gelebten Zeit. Seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet Kurzeck an einem mehrbändigen autobiographischen Romanprojekt, das seinem erzählerischen Rahmen nach im Jahr 1984 in Frankfurt am Main angesiedelt ist. Die Romane seit Übers Eis (1997) sind Teile dieser minutiösen Chronik eines einzigen Jahres im Leben eines Schriftstellers.
Peter Kurzeck hat unseren Lesern das 1. Kapitel aus seinem Roman Übers Eis überlassen.
Erfahren Sie hier mehr über Peter Kurzeck.
Übers Eis
Erst ein Regen- und dann ein Schneewinter. Als das Jahr 1984
anfing, nach der Trennung, hatte ich von einem zum andern Tag
nix mehr. Auch keine Wohnung, kein Selbstbild, noch nicht einmal
Schlaf ist mir übriggeblieben. Weg ist weg. Wie es scheint,
fängst du dein Leben alle paar Jahre neu und von vorn an. Mitten
in der Katastrophe, wie aus der Welt gefallen. Kaum ist es
hell, setzt der Tag sein Verhör mit mir fort. Eine Abstellkammer
in einer fremden Wohnung. Ende Januar eingezogen. Ich steckte
Notizzettel ein und ging meine Tochter besuchen. Sie heißt Carina!
Damals war sie vier! Ich holte sie ab. Winterstiefel, …
© Stroemfeld Verlag
Herta Müller – Stadtschreiber von Bergen 1995/1996
Herta Müller, deren Familie zur deutschen Minderheit in Rumänien gehörte, wurde als Banater Schwäbin im Banat geboren. Nach dem Abitur studierte sie von 1973 bis 1976 an der dortigen Universität Germanistik und Rumänistik. Ab 1976 arbeitete Herta Müller als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik, wurde allerdings 1979 nach ihrer Weigerung, mit dem rumänischen Geheimdienst Securitate zusammenzuarbeiten, entlassen. Zeitweise war sie Lehrerin, unter anderem am deutschsprachigen Nikolaus Lenau Lyzeum in Timișoara (Temeswar), arbeitete in Kindergärten und erteilte Privatschülern Deutschunterricht.Herta Müller begann mit dem Schreiben, als Gespräche über die Lage im totalitären System des rumänischen Staatschefs Nicolae Ceaușescu zu gefährlich wurden. In ihrer Stockholmer Nobelpreis-Vorlesung sagte sie, sie wolle mit ihren Texten ausdrücken, wie Diktaturen Menschen ihrer Würde beraubten. Sie habe „auf die Angst vor dem Tod mit einem Durst nach Leben“ reagiert und sei vom Regime Ceausescus verfolgt worden, weil sie sich geweigert habe, Informantin zu werden.
Herta Müller überlässt uns eine unveröffentlichte Collage. © Herta Müller
Erfahren Sie hier mehr über Herta Müller.
Peter Härtling – Stadtschreiber von Bergen 1977/1978
Peter Härtling verbrachte seine Kindheit zunächst in Hartmannsdorf bei Chemnitz, wo sein Vater eine Rechtsanwaltskanzlei unterhielt. Während des Zweiten Weltkriegs zog die Familie nach Olmütz in Mähren, gegen Ende des Kriegs flohen sie vor der russischen Armee nach Zwettl in Niederösterreich. Nach dem Krieg übersiedelte Härtling nach Nürtingen, besuchte dort das Max-Planck-Gymnasium. 1948 lernte er in Nürtingen Fritz Ruoff kennen, der zu seinem Mentor wurde.
1967 war Härtling Cheflektor, von 1968 bis Ende 1973 in der Geschäftsleitung des S. Fischer Verlags in Frankfurt am Main. Seit 1974 arbeitet er als freier Schriftsteller. Im Wintersemester 1983/84 hielt Härtling die Frankfurter Poetik-Vorlesungen, in deren Verlauf die Erzählung „Der spanische Soldat“ nach einer Fotografie von Robert Capa entstand.
Härtling war von 1998 bis 2006 Präsident der Hölderlin-Gesellschaft. Er ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Ihm wurden darüber hinaus viele Literaturpreise und Auszeichnungen anderer Art zuteil, wie z. B. im Jahr 2004 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Nürtingen, in der auch ein privates Gymnasium nach ihm benannt wurde.
Härtling widmet sich in einem großen Teil seines literarischen Werkes – sowohl in der Lyrik als auch in der Prosa – der Aufarbeitung der Geschichte und der eigenen Vergangenheit. Der autobiografische Roman Zwettl (1973) beschäftigt sich mit der Zeit in Niederösterreich nach der Flucht der Familie vor der Roten Armee. Nachgetragene Liebe (1980) verarbeitet Härtlings Erinnerungen an den früh verstorbenen Vater.
Thematisch prägend ist in Härtlings Gedichten, Essays und Kritiken auch die Heimat, die er in Württemberg gefunden hat.
Den Hintergrund für einen weiteren Schwerpunkt seines Schaffens bilden die Literatur und die Musik der Romantik. Härtling bereitete die Lebensgeschichten der Schriftsteller Friedrich Hölderlin, Wilhelm Waiblinger und E. T. A. Hoffmann sowie der Komponisten Franz Schubert und Robert Schumann in Romanbiografien auf.
Erfahren Sie hier mehr über Peter Härtling
SÜDLICH VON E.
1
Auf gelben Wolken reist
ein Sonnenrest.
Horizonte schmelzen
im Dunst.
Meine Gegend für Jahre,
Erinnerungen trocknen
hier aus.
Mit einem Rest von Wald
redest du dir Atem
ein.
Aber singen kannst du
hier nicht.
2
Lauter Vergangenheiten :
daß Goethe hier
und Büchner
und der andere Merck.
Wenn wir die wege
wüßten.
Möglichst nahe vorbei
an jener Anstalt,
in der die Trauer
nach Maßgabe neuer Heilkunst
reguliert wird.
3
Ein Land bauen,
sagte das Kind,
eine Stadt,
so groß wie die Welt.
Bis hierher
und nicht weiter.
einen Rest
haben wir
aufgespart
zwischen Müllberg und Brache :
für ein mögliches Wunder.
aus Gesammelte Werke Band 8 ( Gedichte )
Herausgegeben von Klaus Siblewski
Danke Peter Härtling und Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln
Jörg Steiner – Stadtschreiber von Bergen 1997/1998
Jörg Steiner ist der Sohn eines Tiefbautechnikers. Nach einer abgebrochenen Drogistenlehre besuchte er das Oberseminar in Bern. Nachdem er dort seinen Abschluss gemacht hatte, war er zuerst als Lehrer in einem Heim für Schwererziehbare in Aarwangen und anschliessend bis 1971 als Volksschullehrer in Biel/Bienne und Nidau tätig. Seine Arbeit unterbrach er mehrmals für längere Reisen und Aufenthalte im Ausland, u. a. in Frankreich, Spanien, USA und Ostafrika. 1971/72 war er Stipendiat am Basler Theater. Von 1972 bis 1978 war Steiner Stadtrat in Biel, wo er heute mit seiner Frau, der Galeristin Silvia Steiner, lebt.
Jörg Steiner beschreibt in seinen Werken, ausgehend von persönlichen Erfahrungen während seiner Jugend und seiner Zeit als Lehrer, häufig die Problematik gesellschaftlicher Aussenseiter. Einem breiten Publikum ist er bekannt geworden durch die Zusammenarbeit mit dem Illustrator Jörg Müller bei einer Reihe von Bilderbüchern.
Jörg Steiner war seit 1960 Mitglied des Berner Schriftstellervereins und der Gruppe Olten; seit 1970 gehört er dem Verband Deutscher Schriftsteller an.
Erfahren Sie mehr über Jörg Steiner
Rede zum Max Frisch-Preis
Zürich, 24. März 2002
Sehr geehrter Peter von Matt, –
Sehr geehrte Mitglieder des Stiftungsrates, –
Sehr geehrter Herr Stadtpräsident, –
Liede Beatrice von Matt –
Meine Damen und Herren, –
Einmal, es ist viele Jahre her, kannte ich einen Mann, der sich in nichts einmischte, keine Fragen stellte und auf Fragen, die ihm gestellt wurden, nur ausweichende Antworten gab.
Dass er mir nahe stand, zeigte er mir bei jeder Gelegenheit. Ich selber aber lernte ihn erst mit zunehmendem Alter verstehen und lieb gewinnen.
Er war ein einfacher Mann, Tiefbautechniker von Beruf und glücklich, in den Krisenjahren nach 1928 eine feste Anstellung bei der Stadt gefunden zu haben.
Er war zu Opfern bereit, also auch bereit, die täglichen Sticheleien und die mehr oder weniger verhüllten Zurücksetzungen und Beleidigungen der Vorgesetzten zu ertragen, nicht nur um der blossen Selbsterhaltung willen, sondern weil er die Position gewählt hatte, die seinem Verständnis von dem, was er war, entsprach. Mit der allmählichen Zermürbung durch die andauernden Bosheiten aber hatte er nicht gerechnet, und so fing er an, einen Ausweg zu suchen und sich auf das Beobachten zu verlegen.
Günter Kunert – Stadtschreiber von Bergen 1983/1984
Nach dem Besuch der Volksschule war es Günter Kunert auf Grund der nationalsozialistischen Rassengesetze (seine Mutter war Jüdin) nicht möglich, eine höhere Schule zu besuchen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges studierte er in Ost-Berlin fünf Semester Grafik, brach sein Studium dann jedoch ab. 1948 trat er der SED bei. Er lernte Bertolt Brecht und Johannes R. Becher kennen.
Seit Mitte der sechziger Jahre pflegte er eine jahrelange enge Freundschaft zu dem Kollegen Nicolas Born, einen intensiven Briefwechsel, der 1978 kurzzeitig zu einem zur Veröffentlichung vorgesehenen Schriftwechsel wurde.
1972/73 war er Gastdozent an der University of Texas in Austin, 1975 an der University of Warwick in England.
Er gehörte 1976 zu den Erstunterzeichnern der Petition gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Daraufhin wurde ihm 1977 die SED-Mitgliedschaft entzogen. 1979 ermöglichte ihm ein mehrjähriges Visum das Verlassen der DDR. Kunert ließ sich mit seiner Frau Marianne in Kaisborstel bei Itzehoe nieder, wo er bis heute als freier Schriftsteller lebt.
Kunert gilt als einer der vielseitigsten und bedeutendsten Gegenwartsschriftsteller. Neben der Lyrik sind es Kurzgeschichten (Parabeln) und Erzählungen, Essays, autobiographische Aufzeichnungen, Aphorismen, Glossen und Satiren, Märchen und Sciencefiction, Hörspiele, Reden, Reiseskizzen, Drehbücher, eine Vielzahl von Vor- und Nachworten zu Veröffentlichungen von anderen Autoren, Libretti, Kinderbücher, ein Roman, ein Drama und anderes mehr, die Kunerts kaum noch überschaubares schriftstellerisches Werk ausmachen.
In seinen Arbeiten nimmt er eine kritische Haltung zu Themen wie Fortschrittsgläubigkeit, Nationalsozialismus und der Politik des DDR-Regimes ein. Während seine frühen Gedichte, pädagogisch-kritisch argumentierend, dem sozialistischen Realismus verpflichtet waren und dem Fortschritt dienen sollten, nahm er später eine zunehmend skeptische und pessimistische Haltung ein.
Günter Kunert ist seit 1988 Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg und seit 2005 Vorstandspräsident des P.E.N.-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland.
Erfahren Sie mehr über Günter Kunert
Wir Normopathen
Je mehr wir erfahren, je weniger
begreifen wir die Welt: sie ist
zu einer alltäglichen Angewohnheit geworden
wie alle übrigen. Wie das andere
Geschlecht, wie das Glas Wein
wie die allgemeine Selbsttäuschung,
wie die Bücher: Träume ohne Schlaf.
Sogar der Himmel ward uns merklich
Fremder. Unfassliches Blau und darüber
die gnadenlose Taubheit der Materie.
Was für ein Einfall, dass dem Tag
die Nacht folgen müsse statt umgekehrt.
Eine unabweisliche Überraschung
folgt der nächsten. Trotzdem
geben wir uns zufrieden
mit einem kleinen Stück Leben:
Man nimmt, was man kriegt, eine
leicht verderbliche Ware. Bitte
kein Tanz ausserhalb der Reihe,
auch wenn die Musik
schon verklingt, das abgedroschene Lied
der Lieder.
Emine Sevgi Özdamar – Stadtschreiber von Bergen 2003/2004
»Ich bin ein Mensch vom Weg, am liebsten ist mir, im Zug zu sitzen zwischen den Ländern. Der Zug ist ein schönes Zuhause«, sagt Emine Sevgi Özdamar. Aber sie kommt auch an: an Orten wie »ihrem Hauptbahnhof« in Düsseldorf, in Paris, in Berlin Ost und West, in Amsterdam, in Istanbul – in den Theatern, in Lied- und Gedichtzeilen. Die Erinnerung an Menschen, Bilder, Situationen, Gespräche und Telefongespräche, Kindheit, Leben und Tod – alles verwebt sich schließlich mit genauen Beobachtungen des Hier und Jetzt zu einer Gedankenreise, die die Autorin auf ihre ganz eigene Weise in Bilder und Sprache formt.
Emine Sevgi Özdamar, geboren 1946 in Malatya, Türkei. 1967-70 Schauspielschule in Istanbul. 1976 Regiemitarbeit an der Ostberliner Volksbühne bei Benno Besson und Matthias Langhoff. Schauspielerin am Bochumer Schauspielhaus und Filmrollen u. a. in »Yasemin« von Hark Bohm und »Happy Birthday, Türke« von Doris Dörrie. Eigene Theaterstücke »Karagöz in Alamania« 1982 und »Keloglan in Ala-mania« 1991. Die Romane der Autorin erschienen in 10 Sprachen.
Erfahren Sie mehr über Emine Sevgi Özdamar
Der Hof im Spiegel
Ich glaubte, sie war gestorben. Ich stand in der Küche, meinen Rücken an den Heizkörper gelehnt, und wartete, daß im großen Spiegel, der über meinem Küchentisch an der Wand festgemacht war, das traurige Licht in ihrem Zimmer, im Haus gegenüber, wo sie lebte, anging. Ihr Licht aus dem Haus auf der anderen Seite des Hofes war seit Jahren meine untergehende Sonne. Wenn ich ihr beleuchtetes Fenster im Küchenspiegel sah, erst dann machte ich das Licht in der Wohnung an. Jetzt stand ich im Dunkeln und hatte ein Biskuit in der Hand, aß aber nicht, hatte Angst, daß ich zu viele Geräusche machen würde. Wenn sie gestorben wäre …
Eva Demski – Stadtschreiberin von Bergen 1988/1989
Eva Demski, die Tochter des Bühnenbildners Rudolf Küfner, verbrachte ihre Kindheit in Regensburg, Wiesbaden und Frankfurt am Main. Sie besuchte das altsprachliche Lessing-Gymnasium, an dem sie das Abitur ablegte. Von 1964 bis 1968 studierte sie Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie an den Universitäten Mainz und Freiburg im Breisgau. Anschließend arbeitete sie als Dramaturgieassistentin beim Schauspiel Frankfurt sowie als freie Verlagslektorin und Übersetzerin. Von 1969 bis 1977 war sie Mitarbeiterin des Hessischen Rundfunks, insbesondere des Kulturmagazins ttt – titel, thesen, temperamente. Von 1967 bis zu dessen Tod im Jahre 1974 war sie mit dem Strafverteidiger Reiner Demski verheiratet. Seit 1977 lebt sie als freie Schriftstellerin in Frankfurt am Main. Eva Demski war bis 1996 Mitglied des P.E.N. Zentrums Deutschland, aus dem sie wegen der ihrer Meinung nach übereilten Vereinigung von ost- und westdeutschem PEN austrat.
Erfahren Sie hier mehr über Eva Demski
Eine frühe Berger Königin
Manchmal treffen sich welche und sprechen von den Berger Zeiten , wie man immer vom Früher spricht: Daß sie primitiv gewesen seien und viel von einem verlangt hatten an Duldungsfähigkeit und Einfallsreichtum, nicht verhätschelt durfte man sein, um im Stadtschreiberhaus zu bestehen, Luxus gabs keinen, den brauchte man auch nicht, aber dafür war natürlich alles viel schöner und nicht so glatt. Wie gesagt, so redet man immer vom Früher, egal wo es gewesen ist.
Gott, wie gräßlich das da drin riecht! sagte eine Berger Stadtschreiberhausbewohnerin.
Also wenn man seine Klamotten in diesem Haus aufbewahrt hat, kann man mit ihnen in keiner besseren Gesellschaft auftauchen. Man müffelt ja für jeden riechbar, als käme man aus einem Verlies!
Sie war eine eher flüchtige Erscheinung und brachte es nicht zur Herrscherin, es fehlte ihr die wilde Freude am Pionierhaften, die ungeteilt und glanzvoll nur eine verkörperte: Helga
Als ich Helga zum erstenmal in der neuen Bleibe besuchte, die damals noch längst nicht in die schrecklichen Designerhände gefallen war, hatte sie dem Häuschen längst gezeigt, wozu es zu dienen hatte: Behausung und Feuerstelle, Fluchtpunkt für Verfolgte, Beladene und Durstige, eine kleine und vorübergehende Wärmetankstelle mit Kräuterzucht und jener Kaiserkrone im Garten, die dann , wie konnte es anders sein, zum Gedicht wurde und zur Abschiedsblume. Die Einrichtung des Hauses war zweckdienlich und nicht störend, denn ich erinnere mich nicht mehr daran, und das ist ein gutes Zeichen. Die irgendwann folgenden Sessel hingegen waren Errungenschaften, von denen es mir nie gelingen wollte, sie zu vergessen. Aber zu den Sesseln und der Designerlampe wie zum Teppichboden war noch ein weiter Weg, und Helga hatte Tisch und Stuhl und Sofa, von irgendwoher, auch der Fundus der Städtischen Bühnen spielte eine gewisse Rolle…
Zeltreden im Wallstein Verlag
Das Buch »Zeltreden« ist eine Dokumentation weitgehend aller Antritts- und Abschiedsreden der Stadtschreiber von Bergen von 1974 bis 1998 (darunter Wolfgang Koeppen, Karl Krolow, Peter Rühmkorf, Peter Härtling, Jörg Steiner bis zu Peter Bichsel) sowie der Festreden prominenter Kollegen wie Walter Jens, Max Frisch, Martin Walser, Robert Gernhardt, Erich Fried, Alfred Grosser u. v. m. Es ist eine spannende Sicht auf das intellektuelle Leben und die gesellschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik in den letzten 25 Jahren.
Zeltreden Preisträger:
Wolfgang Koeppen, Karl Krolow, Peter Rühmkorf, Peter Härtling, Nicolas Born, Helga M. Novak, Dieter Kühn, Peter Bichsel, Jurek Becker, Günter Kunert, Friederike Roth, Ludwig Fels, Gerhard Köpf, Ulla Hahn, Eva Demski, Katja Lange-Müller, Heinz Czechowski, Robert Gernhardt, Ralf Rothmann, Paul Nizon, Josef Winkler, Herta Müller, Wilhelm Genazino, Jörg Steiner, Arnold Stadler
Herausgegeben von Wolfgang Mistereck und Adrienne Schneider.
Kultur für ALLE e.V. im Literaturland Hessen -
Hessischer Literaturtag am 29. Mai 2011
Kultur für ALLE e.V. präsentiert zum Hessischen Literaturfest unsere beginnende Anthologie “Stadtschreiber von Bergen”, die jetzt von Adrienne Schneider betreut wird. Bis zum Literaturtag werden hier schon viele Autoren präsent sein. Beachten Sie bitte bereits jetzt die vorhandenen Geschichten und Gedichte.
Ganz besonders freut uns, daß der “Arbeiterschriftsteller” Ludwig Fels extra für uns die
Geschichte “Kraut und Rüben für die Elenden” geschrieben hat und daß die Nobelpreisträgerin Herta Müller uns eine unveröffentlichte Collage exklusiv “geschenkt” hat.