Zur Ausstellung Wolfgang Lechthaler
Mit Zwölf begann er zu fotografieren, zunächst auf Rollfilm mit einer schlichten Agfa Box im Format 6x9, natürlich in schwarz-weiß. Mit unveränderbarer Brennweite, der Auswahl von nur zwei Fixblenden und einem Schieber für den Gelbfilter, der dem Wolkenhimmel eine tiefe Plastizität verleiht, lernt man die Grundlage: das Wählen des Ausschnitts durch Veränderung des Standorts - man muß vor- und zurückgehen, knien, sich legen, auf Leitern steigen - und vor allem lernt man, sparsam umzugehen mit dem teuren Filmmaterial, überlegt dreimal, ob ein Motiv wirklich unverzichtbar ist, gibt sich alle Mühe, schon vor dem Knipsen sicherzustellen, dass das Bild auch gelingt, statt fast-food-gemäß ein paar Dutzend digitale Schnappschüsse auf Chip zu speichern in der Hoffnung, dass schon etwas Brauchbares dabei wäre. Im Labor verfolgt man gespannt den Entstehungsprozeß eines Abzugs im Entwicklerbad, erarbeitet sich Kenntnisse in Bereichen wie der Solmisation, bei der man durch kurze Überbelichtung eine erneute Umkehrung der Positiv-Negativ-Verhältnisse erreichen kann.
Später erst kam die Farbe und die Spiegelreflexkameras. Statt Gelbfilter nahm man Rot 1,5, die Objektive waren auswechselbar, mit Veränderung der Brennweite konnte man stürzende Gebäudelinien genauso erreichen wie eingeebnete Gesichter; Vorsatzlinsen ermöglichten bis dahin unbekannte Effektmöglichkeiten im Mikro- und Makrobereich. Doch das Wesentliche, der Blick, blieb unverzichtbar erhalten: das bewusste Sehen aus wahlweise nächster Nähe oder weitester Ferne,
Für Wolfgang Lechthaler wurde der Umgang mit Farbigkeit zum Beruf. Für die Degussa arbeitete er an der Entwicklung von Farben, deren Einsatzbereiche von Siebdruck bis Porzellanmalerei reichten. Noch heute weltweit genutzte Patente gehen auf ihn zurück. Viskosität, Fließeigenschaften und Trocknungszeiten sind abhängig von der molekularen Kettenlänge, und die Beschäftigung damit mag dazu beigetragen haben, dass sich Lechthalers Sichtweise auf seine Umgebung spannt von enormer Detailliebe bis zu weit gefasster Bild-Ikonographie; er fing sozusagen Mikro- und Makrokosmos gleichermaßen ein.
Geboren und aufgewachsen in Frankfurt am Main, das nicht erst seit Goethe „voller Merkwürdigkeiten steckt", hat er seine Heimatstadt stets als Nukleus seines Schaffens gesehen, der ihn auf seinen Ausflügen begleitete - den Main auf und ab, in die umliegenden Mittelgebirge, nach Übersee.
Drei großformatige Bildbände entstanden über Frankfurt, durch das er jahrzehntelang flanierte, vier weitere über die Umgebung, die er sich kamera(d)schaftlich erwanderte, Bilderserien über seine Studienreisen. Auf zahlreichen Ausstellungen war er vertreten, mehrere Einzelausstellungen wurden ihm gewidmet, seine Bilder sind in Hotelfoyers und an Geschäftswänden zu sehen - und jetzt auch hier in der Kulturpass-onLine Galerie.
Michael Rieth, Frankfurt am Main, 03. April 2012
Die Bilder von Wolfgang Lechthaler können Sie kaufen. Einen Teil des Erlöses spendet der Künstler an Kultur für ALLE e.V. Wenn Sie Interesse haben, senden Sie eine e - mail an kulturfueralle@kulturpass.net.
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